Willem C. Vis Moot

Der Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot in Wien findet seit 1992/1993 jährlich statt und ist der weltweit größte Wettbewerb auf dem Gebiet des internationalen Handelsrechts. Er wird von der Association for the Organisation and Promotion of the Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot organisiert, zu deren Mitgliedern und Sponsoren weltweit viele der wichtigsten Universitäten und Institutionen auf dem Gebiet der Schiedsgerichtsbarkeit zählen. Im Jahr 2002/2003 kam zu dem Wettbewerb in Wien der Willem C. Vis (East) International Commercial Arbitration Moot in Hongkong als Schwesterwettbewerb hinzu. Inzwischen nehmen mehr als 2000 Studenten von über 300 Universitäten aus über 70 Ländern an den beiden Wettbewerben teil.

Entsprechend dem Prinzip eines Moot Courts, bei dem der Ablauf eines gerichtlichen Verfahrens simuliert wird, schlüpfen die Studenten in die Rolle der Anwälte in einem schiedsgerichtlichen Verfahren: Die teilnehmenden Teams verfassen während einer fünfmonatigen Frist jeweils zwei umfangreiche englischsprachige Schriftsätze für die Kläger- sowie die Beklagtenposition in einem internationalen Rechtsstreit und plädieren anschließend in mündlichen Verhandlungen ebenfalls auf Englisch in der Rolle der Prozessanwälte gegen andere Teams. Anzuwendendes materielles Recht ist das UN-Kaufrecht (CISG); als Prozessrecht dient jedes Jahr eine andere Verfahrensordnung einer der internationalen Schiedsverfahrensinstitutionen.

An der Humboldt-Universität zu Berlin beginnt das Moot-Jahr regelmäßig mit der Auswahl des neuen Teams im Juni und Juli. Anfang Oktober wird dann der Sachverhalt für den Wettbewerb veröffentlicht. Er umfasst über sechzig Seiten, auf denen ein Handelsrechtsstreit zwischen zwei internationalen Parteien in Form einer Verfahrensakte beschrieben wird. Bis Anfang Dezember verfasst das Team mit der Unterstützung seiner Betreuer je einen Klägerschriftsatz für den Wiener und den Hongkonger Wettbewerb. Anschließend werden bis Ende Januar die Beklagtenschriftsätze als Replik auf die Klägerschriftsätze zweier zufällig zugeloster Teams erarbeitet.

In der zweiten Phase des Wettbewerbs bereitet sich das Team auf die mündlichen Verhandlungen in Wien und Hongkong vor. Hierbei werden Grundlagen der Rhetorik und der anwaltlichen Präsentation vermittelt. Hauptteil sind aber die zahlreichen „Probe-Pleadings“, in denen die Teammitglieder gegeneinander und gegen die Teams befreundeter Universitäten üben. Als Schieds­richter fungieren Teambetreuer, ehemalige Teilnehmer und Anwälte der unterstützenden Kanzleien.

Zudem nimmt das Team der Humboldt-Universität regelmäßig an ein bis drei „Pre-Moots“ teil. Bei diesen Probewettbewerben treffen sich die Teams mehrerer Universitäten um miteinander zu üben. In der Vergangenheit hat die Humboldt-Universität an Pre-Moots in Hamburg, Hannover, München, Rostock, Stockholm, Tiflis und Warschau teilgenommen. Hinzu kommt der Berlin Premoot. Die finalen mündlichen Verhandlungen des Willem C. Vis Moot finden von März bis Anfang April erst in Hongkong und dann in Wien statt. Hier treten die teilnehmenden Teams in je vier Verhandlungen einer Vorrunde an. Die besten Teams der Vorrunde kommen dann in die Finalrunden die im K.O.-System ausgetragen werden. An die Teilnehmer werden Preise für den besten Kläger- und Beklagtenschriftsatz, das beste Einzelplädoyer und das beste Team während den mündlichen Verhandlungen vergeben.

Wer wie ein Anwalt juristische Praxis erfahren und seine rhetorischen Fähigkeiten schulen will und sich dabei spielend in das internationale Schiedsverfahrens- und UN-Kaufrecht einarbeiten möchte, hat durch den Willem C. Vis Moot in Hong Kong und Wien die einmalige Chance, den hervorragenden Ruf, den sich die Humboldt-Universität bei dieser Veranstaltung erworben hat, gegen international renommierte Universitäten zu verteidigen.